1975
Wir schreiben ein neues Kalenderjahr, es erschienen Goldmedaillen-Big Jim und Goldmedaillen Big Jack. Dazu eine Menge von Goldmedaillen-Outfits und Zubehör angelehnt an die olympischen Spiele. Tony Miller, inzwischen Mattel Marketing Leiter hat mit dem olympischen Komitee den Lizenzvertrag ausgehandelt. Beide Figuren erhielten eine neue Unterbüx, statt der roten gab es weiße mit blauen und roten Streifen, die mit weißen Sternen verziehrt waren. Ansonsten sah Big Jack aus wie gehabt, Big Jim hingegen hat ein paar Mal das Solarium besucht und war braungebrannt. In der Verpackung gab es außer den Figuren noch eine Hantel, einen kleinen Ball, ein Muskelband und eine Goldmedaille. Jede Goldmedaillenfigur wurde mit zwei Extras ausgeliefert: zum einen mit einem aufbügelbaren Flicken mit dem gleichen Logo wie auch auf den Olympia-Outfits, zum anderen lag eine Rücksendekarte bei, mit der man folgendes anfordern konnte: eine olympische Goldmedaille in Kindergröße, ein olympisches Buch und ein weiterer Aufbügler.

Für die Olympiaserie erschien eine Skisprungschanze von 183 cm Länge und 63,5 cm Höhe und ein Boxkampfset. Mit Hilfe zweier Vorrichtungen konnten Big Jim und Big Jeff gegeneinander boxen. Außer den beiden Figuren waren dem Set enthalten: zwei Boxkampfmechaniken mit rotierender Plattform, zwei komplette Boxkampfausstattungen, Punchingball, Gong und zwei Goldmedaillen. Die Boxkampfmechanik klappte mitsamt Figur um, wenn die gegnerische Figur einen richtigen Treffer (K.O.) gelandet hatte. Weitere Goldmedaillenoutfits waren Skianzug, Basketball, Trainings-Dress, Fußball, Boxer und Karate. Jedes dieser Outfits hatte statt des 3-Sterne-Logos ein Olympia-Logo mit den fünf Ringen.

Bill Isone hatte sich lange dafür eingesetzt, dass die Big Jim Serie einen Widersacher brauchte. Er war der Meinung, die Serie könne sich auf Dauer nicht halten, ohne die Einführung eines Kontrahenten. Ein „Guter Junge / Böser Junge“ Thema würde noch mehr Abenteuer und Handlung mit sich bringen. Obwohl Isone 1975 bei der Entwicklung nicht mehr beteiligt war, wurde sein Konzept mit der Einführung des unglaublichen Dr. Steel umgesetzt – Dr. Steel, Big Jims größte Herausforderung. Dr. Steel hatte eine wie Stahl aussehende, glänzende Silberhand und seine Brust war verziert mit einem Drachentattoo, sein Gesicht zerfurcht. Er hatte eine schwaze Hose an, brachte ein Muskelband mit und ein zweiteiliges Eisenrohr.
1975 wurden zwei weitere Abenteuersets produziert: The Eagle Of Danger Peak und Terror Off Tahiti. Das Tiefseeabenteuer enthielt eine komplette Tiefseetaucherausrüstung mit Helm, Sauerstoffflaschen, Schneidbrenner, Schatztruhe mit Dublonen und eine gigantische Venusmuschel. Das Bergwelt-Abenteuer (Eagle Of Danger Peak) beinhaltete ein Wanderoutfit, ein Rucksack zum öffnen mit Schlafsack, Campingzubehör und einen großen Steinadler (wie der Weißkopfseeadler, nur anders angepinselt).

5 neue Outfits waren verfügbar: American Football in neuen Farben, ein gelbes, langärmligeres Oberteil, eine rote Hose, der Rest ist geblieben. Der Anzug des Spezial-Feuerwehrmannes (Fire Fighter) ist aus nun einem neuen Material, es glänzt nicht mehr so. Zum Kung Fu Outfit gab es jetzt ein Karatebrett mit Halter und einen Shinai-Bambusstab. Der Sporttaucher ist der gleiche wie im Vorjahr, das drei Sterne Logo ist allerdings neu gestaltet, es hat keinen weißen Rand mehr und die Sterne sind ausgestanzt. David Hasseldoof lässt grüßen: der Baywatch Rettungsschwimmer mit schwarzen Flossen und Rettungsboje.
Das Motocross-Begleitfahrzeug Baja Beast hatte einen abnehmbaren Campingaufsatz. Der Wagen selbst war mit Überrollbügeln und einer Winde für den Abtransport beschädigter Fahrzeuge ausgestattet. Das Unterteil, also das Fahrzeug selber war das gleiche wie der Safari Jeep vom Vorjahr. Das wird uns noch sehr häufig begegnen...
Der Marketing Direktor für Jungs-Spielzeug in diesem Jahr war Joel Rubenstein. Die Big Jim Allstar Verkaufszahlen gingen stetig zurück. Mattel Präsident Ray Wagner warf die Frage auf, wie man diese Sache in den Griff bekommen könnte. Einige dachten, dass die Goldmedaillenserie helfen würde, die Verkaufszahlen wieder zu steigern, aber dem war leider nicht so. Nach Rubensteins Vorschlag sahen sich seine Designer den Film Billy Jack an, um sich von ihm inspirieren zu lassen. Da der Umsatz der Sport-Serie weiterhin rückläufig waren, hatte Rubenstein nicht viel zu verlieren. Um sein Team weiter zu inspirieren hatte er eine ganz verrückte Idee: Er kaufte verschiedene Accessoires wie einen Hut, wie ihn Billy Jack im Film trug, eine Peitsche und anderes Zeugs und verteilte sie an seine Designer. Das Team arbeitete hart, gab alles, entwarf neue Charaktere und war am Ende ziemlich ausgelaugt, aber Rubenstein war immer noch nicht zufrieden mit den Umverpackungen der neuen Figuren. Schließlich wurde Mattel Grafiker Arvin Calson aus L.A. eingeflogen, um die Verpackungen umzugestalten
Zwei Monate vor der Spielzeugmesse „Toy Fair“ 1975 wurde also damit begonnen, eine neue Serie von Big Jim Figuren sowie Zubehör zusammen zu stellen. In diesen acht Wochen wurden zwei neue Figuren kreiert, zwei weitere aufgemöbelt und ein Fahrzeug für das neue Thema umgestaltet... Big Jim’s P.A.C.K.! P.A.C.K. ist die Abkürzung von Professionals Agents Crime Killers. Rubensteins Veränderungen an Big Jim waren radikal, seine Erwartungen sehr hoch. Big Jim wurde erfolgreich als Spitzensportler, und nun sollte er in Action-Abenteuern seinen Heldenmut beweisen.
Die Verwandlung war perfekt: Sports Jim war out, Big Jim’s P.A.C.K. war in. Big Jim sollte jetzt der Anführer von einem Agenten-Team werden. Er wurde vor eine internationale Verbrecherjäger Kommission berufen, um die ganze Welt nach einer Eliteeinheit abzusuchen. Er suchte sich die berüchtigsten Verbrecherjäger der ganzen Welt zusammen.

Big Jim, der braungebrannte Goldmedaillengewinner, tauschte seine Olympiahose gegen eine weiße Hose, die Jahre zuvor dem Designerteam um Tony Miller zu sehr nach Unterwäsche aussah. P.A.C.K. Befehlshaber Big Jim war angezogen mit einem blauen Rolli und einer langen, weißen Hose. Er war bestückt mit einem Handgelenks-Kommunikator, einer Laserpistole, Schulterhalfter, P.A.C.K.-Gürtel, Stiefel und dem unverwechselbaren P.A.C.K.-Emblem auf seiner linken Hand. Dies war eine relativ fixe Umgestaltung der Figur.

Das zweite P.A.C.K. Mitglied war Dr. Steel. Einst war er Big Jims größte Herrausvorderung, nun war er kein Feind mehr, sondern ein Vollstrecker mit einer Stahlhand und Big Jims Führungsstratege. Für seine Rolle als asiatischer Kämpfer benötigte er keine neuen Accessoires.

Um die P.A.C.K.-Serie abzurunden, wurden zwei weitere Figuren kreiert. Die erste Figur war mehr eine Umgestaltung, als eine Neuentwicklung. The Whip bekam einen anders bemalten Big Jeff Kopf verpasst, er hatte schwarzes Haar und einen Bart. Er war im wesentlichen bekleidet mit dem 1973 erschienenen Kommando Outfit: schwarzes Oberteil, schwarze Hose, schwarze Strickmütze, P.A.C.K.-Gürtel und Stiefel. Er war ein Waffenspezialist, besaß ein ehrfurchtsgebietendes Arsenal: Peitsche, Shinai Bambusschwert, Bolas (Schleuderkugeln) und vier Bumerangs.

Das vierte Mitglied des Team war eine komplett neue Figur. Warpath, ein Indianer und super Fährtensucher, kam komplett mit silbernem Bogen, zwei Pfeilen, einem Pfeilköcher, Hut (wie man ihn aus dem Film Billy Jack kannte), eine lederartige Weste zum zuschnüren, Jeans, P.A.C.K.-Gürtel und Boots.

Mit der Hilfe seiner Agenten, The Whip, der Spürnase Warpath und Dr. Steel war Big Jim bestens gewappnet für die anstehende Bekämpfung der Kriminalität auf dieser Welt.
Während des ersten Ansturms auf die P.A.C.K.-Serie noch vor der Spielzeugmesse 1975 wurde das Baja Beast Motocross Begleitfahrzeug, das es schon für die Sport Serie gab, in das Beast P.A.C.K. Hauptquartier auf Rädern umgestaltet. Das Fahrzeug, einst in weiß erhältlich, gab es nun in schwarz mit P.A.C.K. Aufklebern und war erstmal das einzige Zubehör, was für die erste P.A.C.K.-Serie erhältlich war.

Die Spielzeughändler waren von dem neuen Konzept überzeugt und gaben ihm somit eine zweite Chance. Die Spielzeugmesse war also ein Erfolg für Joel Rubenstein. Der Leiter von Boys Toys hatte für Rubenstein ein paar lebensgroße Accessoires anfertigen lassen, über die dieser sich sehr gefreut hat. Besonders über den silbernen Dr. Steel Handschuh. Nach der Messe wartete Rubenstein auf einen Spätzug in New York. Auf dem Bahnsteig bemerkte er drei Schlägertypen, die sich ihm näherten, obwohl er nicht wusste, was die Typen wollten, steckte er seine Hand in die Manteltasche, in der sich der „Stahl“-Handschuh befand. Als die Männer fast vor ihm standen, zog er langsam seine behandschuhte Hand aus der Tasche und führte sie zu seinem Kinn. Das Bahnsteiglicht ließ die Silberhand glitzern, die Männer schienen zu erstarren und ließen von ihm ab. Wer weiß schon, was durch diese lebensgroße Requisite alles vermieden wurde?!? Eine Wahnsinnsgeschichte!